Schreibdidaktisches Glossar zu Begriffen der Schreibberatung

In der Schreibberatung ist es wichtig, grundlegende Eigenschaften und Fähigkeiten der Schreibenden zu erfassen und beim Beratungsprozess mit einzubeziehen. Dazu gehört das Wissen über den 'Schreibertyp', dem eine Person angehört, den Stand der aktuellen Textproduktionskompetenz wie auch mögliche Reibungsverluste, die den Schreibprozess behindern. Auf dieser Basis kann der Schreibberater grundlegendes Wissen über den Ablauf von Textproduktionsprozessen wie auch Methoden der reflexiven Praxis zur Unterstützung von Schreibprojekten vermitteln, die den Schreibprozess bereichern und verbessern können.

In der Schreibberatung geht es grundsätzlich darum, den Schreibenden in die Lage zu versetzen, selbst einen Schreibauftrag zu erfüllen, ihm also Hilfe zur Selbsthilfe zu geben. Und 'Selbsterkenntnis' über den eigenen Schreibtypen, bisherige Schreibstrategien und das Erlernen neuer Methoden der Textproduktion kann dabei helfen.

Grob gesehen lassen sich die Schreibenden in zwei Schreibertypen einteilen, die Strukturschaffer- wie auch die folger. Während die Strukturschaffer eher von eigenen Alltagserfahrungen ausgehend beginnen zu schreiben, und während des Schreibens ihrem Ideenfluss folgen und eine Textstruktur entwickeln, überlegen die Stukturfolger sich zuerst einen Aufbau, um dann systematisch die einzelnen Punkte abzuarbeiten, oft anhand der bisher bestehenden Literaturquellen. Die Einteilung in die beiden Schreibtypen bedeutet keine Wertung, sondern lediglich die Erkenntnis über die Besonderheiten beim Vorgehen, um mögliche Vor-/ und Nachteile für den Schreibprozess bewusst zu machen. Während der Strukturschaffer interessante neue Ideen gut einbeziehen kann, einen flüssigen, eher erzählenden Text schreibt, dem man idealerweise auch gerne folgt, besteht die Gefahr, dass er sich verzettelt, zu einzelnen Bereichen zu viel und ausufernd schreibt, und nicht rechtzeitig den Bogen zu einem sinnvollen Ende / Resümee schafft. Auch besteht weniger die Bereitschaft, bestehende Literatur mit einzubeziehen, so dass sich die Texte eher wie ein Selbsterfahrungsbericht lesen. Die Sturkturschaffer hingegen schaffen eher einen guten, klaren Aufbau, der wichtige Elemente und Quellen enthält, schreiben jedoch vielleicht einen hölzernen Text, ohne konkrete Beispiele, die einen Leser packen könnten. Sie kämpfen auch damit, dass ihr Text eher unflexibel ist für neue Ideen und spannende Einsichten, so dass sich der Arbeitsprozess rigider und unflexibler gestalten kann.

Die Texproduktionskompetenz wird stark vom Schreibertypen beeinflusst, aber auch von der bisherigen Schreibentwicklung (der Schreiberfahrung über den Lebenslauf hinweg), dem aktuellen Schreibhandeln und der zu bearbeitenden Textsorte. Das aktuelle Schreibhandeln ist also typ- wie auch erfahrungsabhängig und kann damit modifiziert werden. Ein Bewusstsein über unsere 'angeborene' Schreibstrategie kann uns dazu bringen, ein anderes Vorgehen bewusst zu wählen, um Gefahren zu vermeiden. So kann der Strukturschaffer lernen, zunächst mit visuellen Methoden wie dem Clustering/ Mind-Map sich einen Überblick über seine Ideen zu verschaffen, und dann erst 'draufloszuschreiben', ohne die Gefahr sich in einzelnen Argumenten oder Teilinformationen zu verzetteln. Der Strukturfolger hingegen kann lernen, sich nicht zu lange mit der "perfekten Gliederung" zu beschäftigen, sondern innerhalb der Bausteine auch eigenen Ideen zu vertrauen und in eigenen Worten zu formulieren und sich nicht nur hinter der Terminologie zu verstecken. So dass der Text mehr 'Leben' bekommt.

Die Textproduktionskompetenz ist auch stark erfahrungsabhängig, kann also trainiert werden durch häufiges Schreiben, auch von neuen Textsorten. Wird aber auch stark durch vorhandene Reibungsverluste beeinflusst.

Reibungsverluste beim Schreiben entstehen oft durch eine Überlastung des kognitiven Arbeitsspeichers durch zu viele Aufgaben, die sich der Schreibende gleichzeitig stellt. Schafft er es, den Schreibprozess in klar abgegrenzte Schritte herunterzubrechen bzw. sich diese deutlich zu machen, kann der Prozess entschlackt und damit erleichtert werden.


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